Das Geld

Das war vor dem Euro

Eine kurze Geschichte des Geldes

 

Kann man sich heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach Christus, ein Leben ohne Geld vorstellen? Mit ein wenig Phantasie würde heute eine "Welt ohne Geld" Steinzeitcharakter haben - das "Geltungsmittel" müßte dann erst noch erfunden werden.

Was ist Geld? Ein allgemein anerkanntes Tauschmittel, ein Wertaufbewahrungsmittel, eine Recheneinheit, mit der alle Güter und Leistungen vergleichbar und addierbar sind.

  • Geld als Geltungsmittel

Das "Geltungsmittel" Geld hat einen Jahrtausende dauernden Entwicklungsprozeß durchgemacht. Der heutige Begriff Geld stammt aus dem mittelhochdeutschen Wort gelt, ist abgeleitet vom ursprünglichen "abgelten", "entgelten" - was nichts anderes bedeutet als "bezahlen" oder "eine Schuld zahlen". Geld bedeutet aber auch das, was "gilt", und wer Geld besitzt, besitzt gleichzeitig viel "Geltung".

Die Geschichte des Geldes ist gleichzeitig eine Geschichte menschlicher Ehrlichkeit und menschlicher Irrungen, geprägt von Habgier, Mordlust und Haß - andererseits aber auch von Glück und Großzügigkeit.

 

Der französische politische Philosoph, Schriftsteller und Musiktheoretiker Jean-Jacques Rousseau schrieb im 18. Jahrhundert u. a.:

"Das Geld, das man besitzt, ist das Mittel zur Freiheit, dasjenige, dem man nachjagt, das Mittel zur Knechtschaft."

  • Das erste Geld

Die Entstehung des Geldes, dieses "Geltungsmittels", reicht weit zurück in die Vergangenheit. Das erste Geld, so wird allgemein vermutet, wurde etwa um 4.500 v. Chr. in Mesopotamien (heute südlicher Irak) benutzt. Aus den gefundenen Keilschrifttexten geht hervor, daß zu jener Zeit notwendige Zahlungen in Silber getätigt worden sind. Um 1.500 v. Chr. gab es bereits "Preislisten". Auf einer Tafel wurde niedergeschrieben, welche Preise für bestimmte Waren zu zahlen waren: Eine ganz bestimmte Menge Silber - genannt Schekel - besaßen den Gegenwert von drei Maßen Gerste, zwölf Minen (Gewicht 436,6 Gramm) Wolle, zehn Minen Bronze oder drei Maßen Sesamöl.

 

Auch die Ägypter kannten sich schon sehr früh im Geldwesen aus. Sie entwickelten ein Zahlungssystem mit abgewogenem Metall - Gold, Silber, Kupfer. Dieses Geld hatte unterschiedliche Formen wie Barren oder Ringe. Diese Wertstücke stammen aus dem 14. Jahrhundert vor Christus.

  • Stein- und Muschelgeld

Weit verbreitet und in allen Epochen zu finden ist das sogenannte Natural- oder Warengeld: Zum Beispiel Steingeld in Ozeanien, Ring und Schmuckgeld in Neu-Guinea und im Süd-Pazifik, Muschelgeld in Afrika und China, Kleidergeld (z. B. Pelze) in Nordamerika und eben Metallgeld in allen Regionen.

 

Das erste Metallgeld wurde etwa 2.000 v. Chr. im Mittelmeerraum verwendet. Es handelte sich dabei um Miniaturhaustiere aus Bronze. Daß sich das Metallgeld in der Folgezeit sehr schnell verbreitete, dürfte vor allem darin begründet sein, daß die Tauschgeschäfte, die bis dahin getätigt wurden, nur sehr ungenau waren und vor allem zur Täuschung geradezu einluden.

  • Münzen aus Silber und Gold

Die ersten bekannten Münzen (aus dem lateinischen moneta), so berichten Historiker, stammen aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. im damaligen Königreich Lydien (Lydien entspricht in etwa der heutigen Türkei). Hier wurden abgewogene Geldstücke mit einer Legierung aus Silber und Gold verwendet und mit einer Prägung (Siegel, Stempel, Bild) versehen. Die Idee, Münzgeld zu schaffen und zu verwenden, breitete sich rasch über die damalige griechische und römische Welt aus - praktisch zu handhaben und - im Gegensatz zum Tauschhandel - ziemlich sicher vor Täuschungen. Es heißt, daß um 550 v. Chr. alle wichtigen Handelszentren der damals bekannten Welt über sogenannte Münzzentren verfügten, wo das Metall entsprechend bearbeitet wurde.

Bis zum ersten Weltkrieg spielten Münzen in der Geldwelt eine wichtige Rolle, da es sich bis dahin um die wertvollen Währungsmünzen handelte - im Gegensatz zu den heutigen Scheidemünzen. Der Edelmetallgehalt dieser Währungsmünzen entspricht exakt ihrem Nennwert. Scheidemünzen hingegen repräsentieren einen weitaus höheren Wert als der des enthaltenen Metalls.

 

Ein Beispiel: Das goldene 20-Mark-Stück des deutschen Kaiserreiches ab 1871 war Feingold mit einem Gewicht von 7,1685 Gramm. Dies entsprach exakt dem damaligen Wert von 20 Mark. Das 10-Mark-Stück mit 3,5838 Feingehalt entsprach dem Wert von 10 Mark in seinem Edelmetallgehalt.

  • Papiergeld seit dem 9. Jahrhundert

Das erste Papiergeld stammt vermutlich aus China und wurde dort erstmals im 9. Jahrhundert verwendet. Ursprünglich handelte es sich dabei um Zahlungsverpflichtungen, die schriftlich niedergelegt wurden. In Japan breiteten sich die "Quittungen" - die einen bestimmten Wert repräsentierten - im 17. Jahrhundert aus.

In Europa waren es die Schweden, die sich als erste (1666) des Papiergelds annahmen, nachdem die Vorräte an Silbermünzen knapp geworden waren. Die anderen Europäer sollten bald folgen.

  • Und heute?

Die heutigen Scheidemünzen sind lediglich Automaten- oder Wechselgeld, die Milliarden Summen, die täglich auf dem Globus hin- und hergeschoben werden, sind unsichtbar, werden per Telefon oder Computer abgewickelt. Münzen und Scheine werden mehr und mehr abgelöst von computerlesbaren Plastikkarten.